1769-1798 | 1977 restauriert | 7 I / P

  1. Holzgedackt 8′
  2. Principal 4′
  3. Flûte 4′
  4. Octave 2′
  5. Quinte 1 1/3′
  6. Superoctave 1′

Beschreibung der Orgel

Die Rettung und Restaurierung der Orgel der St. Antoine-Kapelle in Reckingen ist einer der spektakulärsten Fälle in der Geschichte unserer Fabrik.

Am 24. Februar 1970 wurde die Kapelle durch eine Lawine völlig zerstört. Einige Tage zuvor hatte eine heftige Lawine in Reckingen bereits schweren Schaden angerichtet und viele Menschen (vor allem Soldaten) getötet. Der Zugang zum Oberwalliser Tal Conches wurde von der Polizei versperrt und nur Personen mit einer Sondergenehmigung durften mit der Bahn einreisen.

In Zusammenarbeit mit dem Restaurator Walter Furrer aus Brige haben wir dem damaligen Pfarrer unsere Hilfe kostenlos angeboten. In der Antwort, die an uns gerichtet wurde, hieß es, die Kapelle des Heiligen Antonius sei vollständig zerstört worden, und daher sei dies auch bei der Orgel der Fall. Angesichts des Ausmaßes der Katastrophe war es unwahrscheinlich, dass wir irgendetwas aus der Kapelle retten könnten. Wahrscheinlich gab es zu diesem Zeitpunkt noch größere Probleme zu lösen. Angesichts unseres wiederholten Bestehens hat der Pfarrer endlich zugestimmt, uns eine Genehmigung für Reckingen zu erteilen.
Als wir am östlichen Ausgang von Reckingen ankamen und merkten, dass die Lawine Teile und Gegenstände der Kapelle auf die Kantonsstraße projiziert hatte, hat sich unser anfänglicher Optimismus verflogen. Er schien wirklich verzweifelt, einen Teil der Orgel unter den riesigen Schneemassen wiederzufinden. Durch die Bündelung unserer Kräfte und unserer ganzen Energie ist es uns jedoch gelungen, Stück für Stück die gesamte Orgel bis auf ein halbes Dutzend Rohre zurückzugewinnen.

Die Orgelpfeifen boten eine trostlose Darbietung, denn sie wurden durch den Zusammenbruch des Gewölbes platt gemacht und herausgerissen. Der Einlegerahmen wurde aus einem massiven Brett genommen und sauber abgerissen. Mehrere Teile der Schläuche wurden gebrochen. Der Tastaturrahmen und die schön geschnittenen Seitenteile waren zerbrochen, ebenso die Tasten und natürlich die gesamte Traktion und Spiele. Das Buffet war kaputt und zersplittert.

Alle gefundenen Teile der Orgel konnten in einem trockenen, unbewohnten Raum in Reckingen gelagert werden. Bei dieser Gelegenheit habe ich gelernt, daß man in so schwierigen Situationen niemals zu früh verzweifeln oder aufgeben darf!

Erst vier Jahre später, anlässlich der großen Restaurierung der Pfarrkirche, wurde beschlossen, die Orgel der St. Antoine-Kapelle wiederherzustellen. Bis zu diesem Zeitpunkt war die St. Antonius-Kapelle vollständig zerstört, und niemand dachte daran, sie in naher Zukunft wieder aufzubauen.
Die Orgel wurde zunächst nach Münster verlegt, wo sie während der Restaurierung der lokalen Orgel zeitweilig diente. Danach wurde er nach Obergesteln verlegt, wo er viele Jahre lang eingesetzt wurde. Da die Orgel mit ihren sieben Spielen den großen Saal nicht voll mit Schwung füllen konnte, beschloss die Gemeinde schließlich, eine neue, grössere Orgel zu erwerben. Deshalb musste erneut ein geeigneter Ort für die Orgel gefunden werden. Die Pfarrei und die Gemeinde Reckingen beschlossen, die Orgel in die Kapelle des mährischen Hügels im Blinnental zurückzubringen. Eine Überarbeitung, Reinigung und Nachbehandlung (Anpassung an den Kapselraum) waren notwendig geworden und wurden im Jahr 2000 von den Füglister-Orgelfaktoren durchgeführt.

Die St. Antonius Kapelle wurde 1769 gebaut. Kurz darauf wurde eine Orgel-Bühne errichtet und von Georg Pfefferle gemalt, der 1798 verstarb. Auf dem Orgelbuffet befindet sich eine identische Farbe. Das bedeutet, dass der Bau der kleinen Orgel sicherlich zwischen 1769 und 1798 datiert werden kann.

1802-1803 soll die «Orgelen Lauba», also die Lauba-Orgel (Tribüne), von Joseph Blatter und Kasper Carlen in der Kirche Saint-Antoine östlich von Reckingen gebaut worden sein. Das sagt uns, wann die Orgel in diese Kapelle zieht.

Hans-J. Füglister